Windklänge
Giovanni de Angeli, Oboe
Sergio Azzolini, Fagott
Paola De Piante Vicin, Klavier
Das heutige Programm ist einem ungewöhnlichen Klaviertrio gewidmet: Oboe, Fagott und Klavier. Nur wenige Komponisten haben original für diese Besetzung geschrieben, was den Blick auf neue Klangräume durch Bearbeitungen und Werkübertragungen öffnet. Gleich zu Beginn des Programms verbinden sich die beiden Blasinstrumente in der Bearbeitung des Klaviertrios von Joseph Haydn zu einer klanglichen Einheit, mal vom Klavier begleitet, mal dessen brillante Virtuosität tragend, und so entstehen durch die ideale Ergänzung von Oboe und Fagott neue Klanglichter.
Auf Haydns Trio folgt mit den Drei Romanzen von Robert Schumann eines der wenigen Solowerke des 19. Jahrhunderts für die Oboe – ein Kleinod von inniger Lyrik und poetischer Tiefe. Das Werk wurde so populär, dass rasch auch andere Instrumentalisten Gefallen daran fanden und die Romanzen für ihre eigenen Instrumente adaptierten.
Bei der Sonatine für Oboe und Fagott, die André Jolivet rund hundert Jahre später schrieb, sind die Klänge des französischen Modernismus allerdings so individuell, dass eine Adaption schwer vorstellbar wird: Jolivet verbindet in einer klaren Klangsprache rhythmische Energie mit archaisch anmutenden Linien. Oboe und
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Windklänge
Giovanni de Angeli, Oboe
Sergio Azzolini, Fagott
Paola De Piante Vicin, Klavier
Das heutige Programm ist einem ungewöhnlichen Klaviertrio gewidmet: Oboe, Fagott und Klavier. Nur wenige Komponisten haben original für diese Besetzung geschrieben, was den Blick auf neue Klangräume durch Bearbeitungen und Werkübertragungen öffnet. Gleich zu Beginn des Programms verbinden sich die beiden Blasinstrumente in der Bearbeitung des Klaviertrios von Joseph Haydn zu einer klanglichen Einheit, mal vom Klavier begleitet, mal dessen brillante Virtuosität tragend, und so entstehen durch die ideale Ergänzung von Oboe und Fagott neue Klanglichter.
Auf Haydns Trio folgt mit den Drei Romanzen von Robert Schumann eines der wenigen Solowerke des 19. Jahrhunderts für die Oboe – ein Kleinod von inniger Lyrik und poetischer Tiefe. Das Werk wurde so populär, dass rasch auch andere Instrumentalisten Gefallen daran fanden und die Romanzen für ihre eigenen Instrumente adaptierten.
Bei der Sonatine für Oboe und Fagott, die André Jolivet rund hundert Jahre später schrieb, sind die Klänge des französischen Modernismus allerdings so individuell, dass eine Adaption schwer vorstellbar wird: Jolivet verbindet in einer klaren Klangsprache rhythmische Energie mit archaisch anmutenden Linien. Oboe und Fagott begehen sich als zwei ebenbürtige Partner, die ihre jeweiligen Farben und Charaktere frei entfalten, zu einem intensiven musikalischen Zwiegespräch voller Überraschungen und feiner Ironie.
Einen grossen Kontrast dazu bildet Michail Glinkas Trio Pathétique: „Ich kenne die Liebe nur durch das Unglück, das sie verursacht“ schrieb der Komponist in die Partitur des Werks. Ursprünglich für Klarinette, Fagott und Klavier komponiert, wird das Werk heute häufig auch mit Oboe aufgeführt und entfaltet in dieser Besetzung einen besonders schimmernden, gesanglichen Ausdruck. Glinka, Begründer der russischen Nationalmusik, vereint in diesem viersätzigen Werk italienische Kantabilität und dramatische Gesten mit romantischer Melancholie. Das Trio ist in sich wie eine kleine Oper ohne Worte: voll leidenschaftlicher Episoden, lyrischer Ruhepunkte und zunehmend virtuoser Steigerungen.
So spannt der Konzertabend einen weiten Bogen – von klassischer Eleganz über romantische Innigkeit und französische Moderne bis hin zum leidenschaftlichen Ausdruck der russischen Frühromantik. Und immer wieder zeigt sich dabei, wie wandelbar und farbenreich die ungewöhnliche Besetzung mit Oboe, Fagott und Klavier sein kann.
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