Schwingen hat im vergangenen Jahrzehnt eine erstaunliche Renaissance erfahren. Schwingfeste sind zu Massenevents geworden, die Athleten gleichen Volkshelden, Sponsor:innen und Politiker:innen mit Profilierungsdrang suchen die Nähe zu den Bösen und schon regen sich Traditionalist:innen, die in der Kommerzialisierung einen Verrat an der Essenz des Schwingens als Sport der Bergler sehen:
Johanna Heusser nähert sich dem Schwingen an ihrem Tanzabend mit einer Mischung aus Faszination und Skepsis. Schwingen ist einerseits eine ideale Projektionsfläche lebendiger Traditionen. Andererseits aber ist es eng verknüpft mit konservativen, nationalistischen und patriarchalen Werten, die für eine moderne Gesellschaft nicht unproblematisch sind.
In ihrer Choreografie spürt die Basler Choreografin mit ihren beiden Performern dem Theatralischen nach, das dem Schwingsport eigen ist. Sie thematisiert die Körperbilder und stellt das Geschlechterverhältnis infrage, das in den Ritualen des Schwingens produziert wird.