Giovanni Bottesini, dessen Geburtstag sich im Dezember 2021 zum 200. Mal jährte, ist wohl der berühmteste Kontrabassist der Musikgeschichte. Nach einer Ausbildung auf der Geige und der Bratsche trat er mit 13 Jahren ins Mailänder Konservatorium ein. Da dort aber nur Studienplätze für Fagott und Kontrabass frei waren, wechselte der begabte Junge notgedrungen von der Geige zum Kontrabass. Er sollte es nie bereuen, denn bald startete er eine Karriere als reisender Kontrabassist, die ihn bis nach Havanna auf Kuba sowie nach Mexiko und in die USA führte. In die Musikgeschichte eingegangen ist er zudem als Uraufführungsdirigent von Verdis Oper «Aida» in Kairo. Neben seiner umtriebigen Instrumentalkarriere fand er auch noch Zeit zum Komponieren – am liebsten natürlich für sein eigenes Instrument, zumal es damals noch kaum ernst zu nehmende Sololiteratur für Kontrabass gab. So entstanden neben einem Dutzend Opern mehrere Kontrabasskonzerte, elf Streichquartette und mehrere Streichquintette, darunter das relativ berühmte Gran Quintetto in c-Moll. Bottesini schrieb es 1858 in Neapel und widmete es dem befreundeten Komponisten Saverio Mercadante. Es ist ein äusserst lebhaftes und energiegeladenes Werk, das abwechselnd grüblerisch und geheimnisvoll auftritt. Johannes Brahms begann sein...
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Giovanni Bottesini, dessen Geburtstag sich im Dezember 2021 zum 200. Mal jährte, ist wohl der berühmteste Kontrabassist der Musikgeschichte. Nach einer Ausbildung auf der Geige und der Bratsche trat er mit 13 Jahren ins Mailänder Konservatorium ein. Da dort aber nur Studienplätze für Fagott und Kontrabass frei waren, wechselte der begabte Junge notgedrungen von der Geige zum Kontrabass. Er sollte es nie bereuen, denn bald startete er eine Karriere als reisender Kontrabassist, die ihn bis nach Havanna auf Kuba sowie nach Mexiko und in die USA führte. In die Musikgeschichte eingegangen ist er zudem als Uraufführungsdirigent von Verdis Oper «Aida» in Kairo. Neben seiner umtriebigen Instrumentalkarriere fand er auch noch Zeit zum Komponieren – am liebsten natürlich für sein eigenes Instrument, zumal es damals noch kaum ernst zu nehmende Sololiteratur für Kontrabass gab. So entstanden neben einem Dutzend Opern mehrere Kontrabasskonzerte, elf Streichquartette und mehrere Streichquintette, darunter das relativ berühmte Gran Quintetto in c-Moll. Bottesini schrieb es 1858 in Neapel und widmete es dem befreundeten Komponisten Saverio Mercadante. Es ist ein äusserst lebhaftes und energiegeladenes Werk, das abwechselnd grüblerisch und geheimnisvoll auftritt. Johannes Brahms begann sein kammermusikalisches Schaffen mit Streichquartetten, doch hat er diese frühen Werke als Zeugnisse mangelnder Reife später vernichtet. Als erste Stücke reiner Streicher-Kammermusik veröffentlichte er seine beiden Streichsextette op. 18 und 36. Obwohl die Verleger anfangs skeptisch waren, ob sich Kompositionen dieser eher seltenen Gattung verkaufen würden, wurden die Sextette zu einem grossen Erfolg. Neben dem «Deutschen Requiem» waren sie es, die dem jungen Brahms zum Durchbruch verhalfen. Während er selbst sie später als «lange, sentimentale Stücke» geringschätzte, faszinieren sie noch heute das Publikum durch ihren unwiderstehlichen Klangreiz und ihre melodische Schönheit. Im B-Dur-Sextett op. 18, komponiert zwischen1858 und 1860, verbinden sich die meist vom ersten Cello vorgetragenen lyrischen Melodien mit Anklängen an den «Volkston», wie die Romantiker die Stilisierung von Stücken nach dem Vorbild der Volksmusik nannten. So findet sich im ersten Satz zwischen dem ersten und zweiten Thema ein Übergang in der fernen Tonart A-Dur, das den Charakter einer Walzerszene hat. Der zweite Satz ist eine Folge von Variationen über ein archaisches Thema in d-Moll. Es weist einerseits zurück auf die barocke Form der Folia (einer iberischen Tanzmusik), andererseits wirkt es im Klangcharakter ungarisch. Die letzten beiden Sätze entsprechen dagegen den klassischen Formkonventionen eines Beethovenʼschen Scherzos und eines gemächlichen Rondos. Überbordende Fülle des wehmütigen Streichermelos ist sicher das Hauptmerkmal des B-Dur-Sextetts ‒ blühende Landschaften des Klangs, wie man sie wohl nur im Streichsextett mithilfe zweier Celli erzielen kann. violine: Maciej Burdzy violine/viola: Christina Gallati violine: Agata Lazarczyk viola: Katrin Burger violoncello: Samuel Niederhauser violoncello: Sabina Diergarten kontrabass: Nikola Major Komponisten & Werke Giovanni Bottesini (1821–1889) Gran Quintetto für Streichquintett in c-Moll op. 99 (1858) Johannes Brahms (1833–1897) Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 (1860)
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