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Mittwoch

Drei Filmabende mit dem FilmForum: 1968 als Zeitenwende

Drei Filmabende mit dem FilmForum: 1968 als Zeitenwende Melanchthonkirche, Königsallee 48, 44789 Bochum Tickets
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Melanchthonkirche, Bochum (DE)

Dritter Film: "Amerikanisches Id.", Film und Diskussion

Thema in diesem Halbjahr:

1968 als Zeitenwende

Sobald man, als Zeitgenosse oder Zeitgenossin, darüber nachdenkt, was der Begriff Zeitenwende bedeutet, und damit beginnt, die eigene Biographie durch zu gehen, sieht man sich einer Flut, nein: einer Kaskade von Anlässen und Ursachen von Phänomenen gegenüber, die nur zögerlich ein Ordnungsmuster freilegen.

Erinnerlich ist, dass die Tagesschau einen Beitrag mit dem Kommentar unterlegte: „Die Jugend von Berkeley, Berlin und Bochum geht auf die Straße“. Jugendprotest war demnach etwas, das grenzüberschreitend war. Aber war es ein Protest gegen die Väter, also etwas, was zum Pflichtprogramm jugendlicher Identitätsfindung in allen Epochen gehört, oder hatte es einen spezifischen Ursprung in dem Amalgam spätkapitalistischer Konsumgesellschaften und spätimperialistischer Großmachtpolitik? War es plausibel, dass nicht nur Saigon brannte, sondern auch Kaufhäuser in Frankfurt am Main? Dass Staatsbesuche in Berlin durch Sitzblockaden gestört wurden, während Vorlesungen auf dem Campus in Schwabing oder Querenburg durch lustbetonte Sit-ins karnevaleske Identität annahmen? Und: Gibt es wirklich einen ernst zu nehmenden Motivstrang in unserer Generation, die Welt der Väter und Mütter in ihrer

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Dritter Film: "Amerikanisches Id.", Film und Diskussion

Thema in diesem Halbjahr:

1968 als Zeitenwende

Sobald man, als Zeitgenosse oder Zeitgenossin, darüber nachdenkt, was der Begriff Zeitenwende bedeutet, und damit beginnt, die eigene Biographie durch zu gehen, sieht man sich einer Flut, nein: einer Kaskade von Anlässen und Ursachen von Phänomenen gegenüber, die nur zögerlich ein Ordnungsmuster freilegen.

Erinnerlich ist, dass die Tagesschau einen Beitrag mit dem Kommentar unterlegte: „Die Jugend von Berkeley, Berlin und Bochum geht auf die Straße“. Jugendprotest war demnach etwas, das grenzüberschreitend war. Aber war es ein Protest gegen die Väter, also etwas, was zum Pflichtprogramm jugendlicher Identitätsfindung in allen Epochen gehört, oder hatte es einen spezifischen Ursprung in dem Amalgam spätkapitalistischer Konsumgesellschaften und spätimperialistischer Großmachtpolitik? War es plausibel, dass nicht nur Saigon brannte, sondern auch Kaufhäuser in Frankfurt am Main? Dass Staatsbesuche in Berlin durch Sitzblockaden gestört wurden, während Vorlesungen auf dem Campus in Schwabing oder Querenburg durch lustbetonte Sit-ins karnevaleske Identität annahmen? Und: Gibt es wirklich einen ernst zu nehmenden Motivstrang in unserer Generation, die Welt der Väter und Mütter in ihrer biographischen Gewordenheit, im Schatten des Nationalsozialismus, zu kartographieren?

Filme können, wie epochale Romane, Elemente einer Zeit in ihrem Weltbezug gültig einfangen: Worauf beziehen wir uns, wenn wir mutmaßen, 1968 sei auch für unsere Biographie einflussreich gewesen? Eine Filmreihe für Eltern und deren Kinder.

Dritter Film: Amerikanisches Id.

Regie: Ewan McGregor

USA 2016

Mit: Ewan McGregor, Jennifer Connelly, Dakota Fanning, David Strathairn

Dass sich der schon berühmte Schauspieler Ewan McGregor der Verfilmung des mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Romans von Philip Roth annahm, in dem die Geschichte des Klassenkameraden von Nathan Zuckerman (Alter Ego des Romanciers) erzählt wird, war durchaus mutig. 45 Jahre nach dem Schulabschluss lässt sich Nathan die Geschichte des jüdischen Sonnyboys von dessen Bruder erzählen, und aus der Idylle der späten 1960er Jahre entfaltet sich in der Retrospektive ein Albtraum. Eine Tochter löst sich aus ihrem Mittelklasseleben. Die Eltern müssen erkennen, dass die Explosion einer Bombe an einer Tankstelle in die Biographie der Tochter hineinweist, dass Terror und Fundamentalismus einen Lebensweg überlagern, den man voreilig als behütet bezeichnet hätte. Die Metapher des „Untergrunds“ charakterisiert gültig das Wegtauchen auch der törichten RAF-Generation wie der heutigen Anhänger des Extremismus islamistischer Prägung.

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Veranstalter:in

Evangelische Stadtakademie Bochum

Vorverkauf

Der Eintritt ist frei.

Zum Vorverkauf

Total: XX.XX

Infos

Ort:

Melanchthonkirche, Königsallee 48, Bochum, DE