Waaghaus wagt: Entehrung vs. Entrinnung / Rilke vs. Ravel - ein improviesierter Doppelabend zu Ehren zweier Genies mit Musik, Theater, Tanz.
"Heute wäre der junge Rilke vielleicht ein Slam - Poet."
Matthias Peter, Leiter der Kellerbühne
1875 in Prag (Rainer Maria Rilke, 4. Dezember) und 1875 in Ciboure (Maurice Ravel, 7. März) geboren – zwei Künstler, zwei Lebensläufe, zwei Nationen, ein Jahrgang. Zum 150. Jubiläum widmet sich dieser Abend zwei Persönlichkeiten, die mit höchster Sensibilität und unnachahmlichem Stil das 20. Jahrhundert geprägt haben. Beide verband die Kunst der Verdichtung: das Aufnehmen vielfältiger Einflüsse – aus Philosophie, Musik, Literatur, Gesellschaft – und ihre Kondensierung in etwas radikal Eigenes.
Der erste Teil, Entehrung, bringt drei frühe Dramen Rilkes auf die Bühne – Jetzt, Im Frühfrost und Höhenluft. Drei junge Frauen stehen im Zentrum, erschüttert von Schuld, Sehnsucht und Aufbegehren. Die Stücke spiegeln die gesellschaftlichen Spannungen der Jahrhundertwende, beeinflusst von Ibsen, Strindberg, Hauptmann – doch in ihrer emotionalen Tiefe blitzt bereits der spätere Lyriker auf. Dicht, kurz, klar: Diese Texte sind Kristalle einer suchenden Jugend.
Im zweiten Teil, Entrinnung, erklingt Musik – flüchtig, brüchig, unmittelbar. Der junge
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Waaghaus wagt: Entehrung vs. Entrinnung / Rilke vs. Ravel - ein improviesierter Doppelabend zu Ehren zweier Genies mit Musik, Theater, Tanz.
"Heute wäre der junge Rilke vielleicht ein Slam - Poet."
Matthias Peter, Leiter der Kellerbühne
1875 in Prag (Rainer Maria Rilke, 4. Dezember) und 1875 in Ciboure (Maurice Ravel, 7. März) geboren – zwei Künstler, zwei Lebensläufe, zwei Nationen, ein Jahrgang. Zum 150. Jubiläum widmet sich dieser Abend zwei Persönlichkeiten, die mit höchster Sensibilität und unnachahmlichem Stil das 20. Jahrhundert geprägt haben. Beide verband die Kunst der Verdichtung: das Aufnehmen vielfältiger Einflüsse – aus Philosophie, Musik, Literatur, Gesellschaft – und ihre Kondensierung in etwas radikal Eigenes.
Der erste Teil, Entehrung, bringt drei frühe Dramen Rilkes auf die Bühne – Jetzt, Im Frühfrost und Höhenluft. Drei junge Frauen stehen im Zentrum, erschüttert von Schuld, Sehnsucht und Aufbegehren. Die Stücke spiegeln die gesellschaftlichen Spannungen der Jahrhundertwende, beeinflusst von Ibsen, Strindberg, Hauptmann – doch in ihrer emotionalen Tiefe blitzt bereits der spätere Lyriker auf. Dicht, kurz, klar: Diese Texte sind Kristalle einer suchenden Jugend.
Im zweiten Teil, Entrinnung, erklingt Musik – flüchtig, brüchig, unmittelbar. Der junge Geiger Orest Smovzh (Ukraine/Helsinki) spielt 50 Miniaturen für Violine solo. Dazu improvisieren Ethel Desdames und Alex Wreiman live – körperlich, sensibel, im Dialog mit dem Klang. Kerzenlicht umhüllt den Raum. In diesen musikalischen Fragmenten schwingt das späte Leben Ravels mit: Nach einem Unfall verstummte er, konnte weder Klavier spielen noch komponieren. Was bleibt, sind Erinnerungsfetzen, leere Takte – und die Frage, was Musik ist, wenn sie sich selbst nicht mehr findet.
Condensed – Entehrung und Entrinnung ist eine Einladung, zuzuhören, hinzuschauen, zu erinnern. Ein dichter Abend zwischen Sprache und Klang, Vergangenheit und Gegenwart – und eine Hommage an zwei Künstler, die das Unaussprechliche in Form gossen.
1. Akt. Entehrung
Boglárka Horváth, Schauspiel
Matthias Peter, Schauspiel
2. Akt. Entrinnung
Ethel Desdames, Tanz
Alex Wreimann, Tanz
Orest Smovzh, Violine
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